Die Geschichte des Micky Maus Magazin
Lesespaß für Jung und Alt seit 1951: Das Micky Maus Magazin erfreut mit wöchentlichen Geschichten aus Entenhausen. Dabei hätte sich kaum jemand einen derartigen Erfolg für ein Comic im Nachkriegsdeutschland vorstellen können.
In die Alltagskultur eingegangen
Der Zweite Weltkrieg war erst sechs Jahre her, da wagte es der dänische Verlag Egmont, ein in Deutschland bis dato fast unbekanntes Leseformat anzubieten: Comics! Nicht irgendwelche Comics, sondern Geschichten rund um Micky Maus, Goofy und Donald Duck. Im September 1951 erschien das erste Micky-Maus-Heft, das später in "Micky Maus Magazin" umbenannt wurde, und geriet prompt zum Riesenerfolg. Sehr zum Leidwesen des Bildungsbürgertums und konservativer Kreise, die in den bunten Strichfiguren und ihren Sprechblasen den Untergang des Abendlandes herandräuen sahen.
Übersetzungen: Erika Fuchs
Freilich: Vom Untergang der Kultur konnte keine Rede sein. Dafür sorgte die erste Chefredakteurin der Micky Maus, die zugleich die Comicgeschichten aus dem Amerikanischen übersetzte: Erika Fuchs, die Kunstgeschichte studiert und mit Comics nie etwas am Hut gehabt hatte. Als begnadete Sprachakrobatin transferierte sie die Geschichten nicht einfach ins Deutsche, sondern veredelte sie mit Ironie und vielen Zitaten aus und Anspielungen an die ernste Literatur.
Viel Feingefühl und Humor bewies sie auch bei den Eindeutschungen der Figurennamen. Beispielsweise verlieh sie dem ebenso reichen wie geizigen Scrooge McDuck den deutschen Vornamen Dagobert. Pate stand hierfür eine Linie fränkischer Könige aus dem Geschlecht der Merowinger. Legendär wurden aber vor allem ihre erfundenen Sinnsprüche wie: "Mir kreist der Hut! Mein Gehirn käst!", die bisweilen sogar in die Alltagssprache eingingen.
Im Wandel der Zeit und doch altbekannt
Die besten und bis heute beliebtesten Comic-Abenteuer stammten vom US-Amerikaner Carl Barks, dessen Ruhm erst lange nach seiner aktiven Karriere als Zeichner und Texter für Disney einsetzte. Seine meist originellen, phantasievollen und vor allem spannenden Abenteuer strotzten vor Witz und beißender Ironie. Der Kulturpessimist Barks prangerte immer wieder die verhängnisvollen Abstumpfungen durch die Massenmedien, allen voran das Fernsehen, an und scheute sich nicht, unverblümte politische Anspielungen einzubinden.
Zeitloser Klassiker
An Nachschub an Comics mangelte es nicht. Stammten diese anfangs noch ausschließlich aus den USA, so dominierten später insbesondere italienische Geschichten das Micky Maus Magazin. Dem Wandel der Zeit konnten sich auch die Disney-Comics zwar nicht verschließen - beispielsweise finden sich in modernen Storys Handys und Internet wieder -, doch die Charaktere blieben davon weitgehend unberührt. Donald ist selbst Jahrzehnte nach seinen ersten Auftritten im Micky Maus Magazin faul und Micky Maus erweist sich immer noch als vorbildlicher Bürger, den wohl jeder gerne seinen Nachbarn nennen würde - abgesehen natürlich vom ewigen Gegenspieler Kater Karlo.
Somit bietet das Micky Maus Magazin nach wie vor beste Unterhaltung für alle Altersstufen und erweist sich als zeitloser Klassiker ohne Ablaufdatum.