Hong Kong Film: Der Charme der Eastern.
Um 1913, mitten im chinesischen Bürgerkrieg, flohen viele Künstler und Regisseure, insbesondere linksgerichtete, vor den Kuomintang unter Führung des Generals Chiang Kai-Shek in die britische Kronkolonie Hongkong. Bis circa 1945, bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges, hatte die Filmproduktion in Schanghai allerdings ganz klar die Vorreiterstellung inne. Als erster Hongkong-Film gilt heutzutage der Streifen „Zhuangzi prüft seine Frau“ von und mit Lai Man-Wai (1913).
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Die Bedeutung Hongkongs als asiatische Filmmetropole
Da sich die ins Exil geflüchteten Regisseure der diktatorischen Politik der Volksrepublik China einerseits, sowie antikommunistischer Maßnahmen der Regierung der Kronkolonie andererseits gegenübergestellt sahen, verloren sie ab 1949 an Einfluss. An ihrer statt wurde das kommerzielle Kino erfolgreich, das vorwiegend auf Unterhaltung und Gewinnerzielung ausgerichtet war. In den fünfziger Jahren stiegen die Shaw Brothers, die Cathay Film Productions sowie die Golden Harvest zu bedeutenden Medienkonzernen auf. Sie bestimmen noch heute das sogenannte Hongkong-Kino. Auf der ganzen Welt bekannt wurde das Hongkong- Kino in den siebziger Jahren, als die in der Kronkolonie produzierten Martial-Arts-Filme vom europäischen und amerikanischen Publikum begeistert aufgenommen wurden.
Zwischen Asienkrise und Hollywoods Verlockungen
Das Besondere daran war die neuartige Darstellung der Körperbeherrschung, wie sie den Zuschauern z.B. in den Kung-Fu-Filmen von Bruce Lee dargeboten wurde. Bruce Lees Vorreiterrolle wurde von der fast allgegenwärtigen Präsenz Jackie Chans in Martial-Arts-Filmen abgelöst. Während kritische Stimmen die einfachen Handlungsstrukturen beanstandeten, erlangte das Hongkong-Kino der siebziger Jahre bei breiten Publikumskreisen immer mehr an Einfluss. Während der neunziger Jahre kam es jedoch in Folge der Asienkrise auch in Hongkongs Filmindustrie zu bedeutenden Einbußen. Hinzu kam, dass am 1.Juli 1997 die Volksrepublik China Hongkong als Sonderverwaltungszone von den Briten übernahm. Auf diese Veränderungen reagierend, widmeten sich viele Repräsentanten des Hongkong-Kinos einem verstärkten Engagement in Hollywood und einer dortigen Produktion der "asian movies", so zum Beispiel John Woo, der legendäre Jackie Chan oder auch Chow Yun-Fat.
Erstarkung des Hongkongkinos im neuen Jahrtausend
Das Ziel verfolgend, der Krise der heimischen Filmindustrie etwas entgegenzusetzen, initiierte die Regierung Hong Kongs im April 2003 den Film „Guarantee Fund“, und 2006 sorgte Martin Scorseses oscargekröntes Remake der erfolgreichen Hongkonger Actionfilme „Internal Affairs“, den Titel „The Departed“ tragend, für frischen (Auf-)wind. Bedeutende Regisseure wie zum Beispiel John Woo inspirierten sogar den amerikanischen Actionfilm. Sowohl der Einfluss der asiatischen Martial Arts auf die Gestaltung von Kassenschlagern wie Matrix als auch die Begeisterung bedeutsamer Regisseure, wie Quentin Tarantino, die sich als Fans der Hongkong Filme outen, legen davon Zeugnis ab.