Der Fischer und seine Frau: Wissenswertes über das Märchen der Brüder Grimm.

Was sind die Wünsche der Frau und wie weit kann und soll der Mann gehen, um sie zu erfüllen? Das Märchen "Der Fischer und seine Frau" setzt sich mit der Thematik von Maßlosigkeit und Gier auseinander.

Märchen oder Parabel?

"Der Fischer und seine Frau" (KHM 19, Von dem Fischer un syner Fru), auch "Vom Fischer und seiner Frau", ist ein niederdeutsches Märchen, verfasst von den Brüdern Jacob und Wilhelm Grimm. Der Maler Philipp Otto Runge schrieb das Märchen in vorpommerischer Mundart und stellte es den Gebrüdern Grimm zur Verfügung. Er selbst wurde später in Günter Grass "Der Butt" selbst zur Romanfigur. Runges Geschichte spielt in seiner Heimatstadt Wolgast.
Zum Inhalt: Ein Fischer lebt mit seiner Frau in einer armseligen, kleinen Hütte. Beim Angeln fängt er einen Butt und es stellt sich heraus, dass dieser Butt niemand anders ist als ein verwunschener Prinz, der nun um sein Leben fleht. Der Fischer lässt ihn frei. Seine Frau ist wenig begeistert darüber, dass er sich als Gegenleistung für die Freilassung nichts gewünscht hat und bringt ihn dazu, den Butt erneut zu rufen, um sich eine bessere Hütte zu wünschen. Die berühmt gewordenen Worte lauten: "Manntje, Manntje, Timpe Te, Buttje, Buttje in der See, myne Fru de Ilsebill will nich so, as ik wol will!" Der Fisch erfüllt den Wunsch. Allerdings ist die Frau nun erst recht nicht zufrieden. Sie zwingt ihren Mann, sich immer größere Dinge vom verwunschenen Prinzen zu wünschen, ein Schloss, dann die Titel König, Kaiser und am Ende sogar Papst. Je maßloser die Wünsche, desto heftiger wird der Sturm, der sich zusammenbraut. Als die Frau schließlich fordert, wie Gott zu sein, ist die Geduld des Butts erschöpft und der Fischer und seine Frau enden in der gleichen armseligen Hütte wie zu Beginn.

Die Wünsche der Frauen...

Besonders auffallend im Märchen ist, dass der Fischer selbst genügsam ist. Er stellt nur Forderungen an den Butt, um seiner Frau eine Freude zu machen. Die Frau will nicht mehr arm sein, was verständlich ist. Doch sobald sie sieht, dass die Sache mit der Wunscherfüllung funktioniert, wird sie maßlos und verliert das Gefühl dafür, wie viel sie von ihrem Mann verlangen kann. Darin steckt Kritik am Machtwillen unserer Gesellschaft. Der Mann sieht natürlich, dass seine Frau jedes Maß verliert, doch er lehnt sich nicht dagegen auf. Dahinter steckt auch ein Einblick in die Problematik vieler Beziehungen, wo es ein Partner dem anderen einfach nicht recht machen kann, auch wenn er alles Menschenmögliche versucht.
"Der Fischer und seine Frau" wurde in mehreren Versionen fürs Theater adaptiert, unter anderem von der Augsburger Puppenkiste, einige Male verfilmt, am erfolgreichsten in einer vom Märchen inspirierten Fassung von Doris Dörrie und war Ausgangspunkt für Günter Grass' Roman "Der Butt".